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Isarna startet ihre Studie

Was ISARNA mit Corona plant und mit Corona zu tun hat

Ein Kommentar von Dr. Matthias Kromayer, Partner der MIG AG

Die MIG Fonds 2, 4 und 6 investierten kürzlich zusammen mit anderen Investoren in das Beteiligungsunternehmen ISARNA, um eine Phase II-Studie in chronischen Erkrankungen der Netzhaut des Auges zu finanzieren.

 

 

Firmen der Biotechnologie wie ISARNA durchleben aktuell eine atemberaubende Zeit. In kaum einer anderen Hochtechnologie-Branche können in einer Dekade börsennotierte Unternehmen mit zweistelliger Milliardenbewertung entstehen. Jungen High-Tech-Stars wie BioNTech oder Moderna gelingt es, bisweilen einen ganzen Leitindex nach oben zu ziehen.

Natürlich sind die Stories von BioNTech oder kürzlich dem Listing unseres Portfoliounternehmens Immatics aufregende Ausnahmen. In ihrem Windschatten entstehen jedoch Dutzende weiterer vielversprechender Firmen. Triumph und Niederlage liegen oft nahe beieinander. Selbst die erfolgreichsten Unternehmen wandelten im Lauf ihrer Geschichte bisweilen am Abgrund. Und sogar die wertvollsten Biotechunternehmen wie Gilead, Amgen, Regeneron, Biogen und Vertex – jedes mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 50 Mrd. US$ – müssen immer wieder herbe Rückschläge hinnehmen.

 

» Sollte das US-Unternehmen eine Zulassung erhalten, wird eine Meilensteinzahlung an ISARNA fällig. «

Im ruhigeren Fahrwasser der Börsenstars fahren die meisten nicht-börsennotierten Biotechs. So auch das MIG-Portfoliounternehmen ISARNA. Zur Erinnerung: 2013 war das Unternehmen aus der früheren Antisense Pharma entstanden. Der alten Antisense-Wirkstoff Trabdersen wurde damals an ein kalifornisches Biotech-Unternehmen verkauft. Dieses hat nun das Molekül weiterentwickelt und kürzlich einen Genehmigungsantrag für eine klinische Phase III-Studie eingereicht. Die Indikation? Sie ahnen es: COVID-19. Ist auch gar nicht so weit hergeholt, denn TGF-b (Trabedersens Zielmolekül) spielt eine wichtige Rolle bei der Neubildung von Blutgefäßen und ihrer Dichtigkeit – und die verursacht bei schwer betroffenen Corona-Virusinfizierten eine der Hauptkomplikationen, an denen die Patienten letztlich sterben können. Sollte das US-Unternehmen eine Zulassung erhalten, wird eine Meilensteinzahlung an ISARNA fällig.

 

Leitprodukt geht in die Phase IIa-Studie

Wichtiger ist aber der Weg, den ISARNA selbst geht: Sein eigenes Leitprodukt soll jetzt in einer Phase IIa-Studie zeigen, dass es die Dichtigkeit von Blutgefäßen im Auge wiederherstellen kann, und zwar ähnlich gut, wie die beiden im Markt etablierten Blockbuster-Medikamente Eylea (Bayer/Regeneron) und Lucentis (Novartis/Genentech). Bei Patienten mit alters- oder diabetesbedingter Makuladegeneration führen die Flüssigkeitsansammlungen auf der Augenrückseite längerfristig zum Sehverlust. Die beiden genannten Medikamente können das zwar eine Weile lang verhindern; auf lange Sicht verlieren die Patienten trotzdem die Sehschärfe, weil das entzündete Gewebe langsam vernarbt. Sollte ISARNAs Wirkstoff sich in der jetzt geplanten Phase IIa-Studie als den beiden Blockbustern ebenbürtig erweisen, wäre der Weg frei für eine groß angelegte Phase II/III-Studie, die direkt zur Zulassung führen könnte. Darin könnte ISARNAs Wirkstoff dann seinen zweiten Effekt beweisen: Die Verhinderung der Vernarbung. In Tiermodellen hat ISARNA dies bereits mehrfach demonstriert; nur eben beim Menschen nicht. Gelingt das, konkurriert ISARNAs Wirkstoff direkt mit den beiden etablierten Medikamenten, und die machen derzeit zusammen mehr als 10 Mrd. US$ Umsatz.

 

Renommierte Partner

Im ersten Schritt aber will ISARNA die besagte Phase IIa-Studie durchführen und hat dafür renommierte Partner gewonnen: Neben einem Co-Investor der MIG Fonds sind dies zwei international anerkannte Expert*innen für alters- und diabetesbedingte Makuladegeneration. Einer von ihnen hat früher bei Bayer und Novartis die bereits erwähnten Blockbuster zur Marktreife entwickelt. Die andere ist eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet des Augenhintergrunds und behandelt jährlich tausende von Patienten mit relevanten Erkrankungen. Die beiden wollen mit der Unterstützung renommierter Universitätskliniken in Europa und evtl. Indien die Studie durchführen und investieren dafür eigenes Geld. Eine Gesamtkonstellation also, bei der sich die MIG Fonds 2, 4 und 6 nicht schwertaten, einen überschaubaren Investitionsbeitrag beizusteuern: Die MIG Fonds 2 (165 T Euro), 4 (600 T Euro) und 6 (340 T Euro), kommen zusammen auf rund 1,1 Millionen Euro. Der Co-Investor FCPB investiert gleichzeitig rund 800 T Euro. Die Pre-Money-Bewertung der Runde liegt bei rund 58,5 Millionen Euro. Die genannten Experten bringen zudem Geld- und Sachleistungen in Höhe von bis zu 4 Millionen Euro ein. Dafür erhalten sie keine direkte Unternehmens-, sondern eine wirtschaftliche Erfolgsbeteiligung.

 

Falls die Phase IIa-Studie erfolgreich ist, könnten die großen Pharmakonzerne die weitere Entwicklung bis hin zur Vermarktungszulassung übernehmen. Und die werden dann sicher auch ein erhebliches Interesse daran haben, die anderen TGF-b-Wirkstoffe aus ISARNAs Portfolio ebenfalls weiterzuentwickeln.

Artikel vom 28. Juli 2020  | Foto: Pexels

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