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Quanten-Computing: Hype und Revolution

Ein Kommentar von Dr. Sören Hein, Partner der MIG Verwaltungs AG

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Wahrscheinlich haben Sie noch nie von Roy Amara gehört. Er war nicht nur ein klasse Zukunftsforscher, sondern formulierte aus das nach ihm genannte Gesetz: „Wir tendieren dazu, die kurzfristigen Auswirkungen einer Technologie zu überschätzen und die langfristigen Auswirkungen zu unterschätzen“.

Gerade jetzt ist wieder einmal so eine Zeit: Viele fragen sich, wann sie ihren PC auf den Sperrmüll bringen und sich im Media-Markt einen Quantencomputer („QC“) kaufen können. Nun, so weit ist es noch nicht, und niemand kann heute absehen, ob überhaupt und wann das einmal möglich sein wird.

Quantencomputer werden zum Wettbewerb für die heutigen „Supercomputer“.

Was aber ganz sicher ist: Quantencomputer werden zum Wettbewerb für die heutigen „Supercomputer“. Die braucht man für präzise Wettervorhersagen, Routenoptimierungen, die Arzneimittelforschung und andere komplexe Berechnungen, Optimierungen und Simulationen. Supercomputer sind unglaublich teuer. Deshalb stehen sie meist in großen Firmen und Forschungseinrichtungen; Normalsterbliche können sie bestenfalls nach Rechenstunden mieten.

Das Rechenprinzip eines QC ist radikal anders als das konventioneller Computer und gar nicht so leicht zu verstehen. Man muss schon weit unter die Ebene einzelner Atome gehen und dort die physikalischen Phänomene der kleinsten Teilchen nutzen. Ihre Zustände sind so empfindlich, dass schon die Wärmebewegung der Atome alles zerstört. Deshalb muss man einen QC extrem stark kühlen: Erst knapp über dem absoluten Nullpunkt, bei fast -273 °C, sind die thermischen Bewegungen so gering, dass ein QC überhaupt arbeiten kann. Dafür braucht man äußerst seltene Materialien wie Helium-3, das nicht gerade in jedem Haushalt zu finden ist.

Am Ende werden Quantencomputer ein eigener Industriezweig sein, in dem irgendwann viel Geld verdient wird. Die Weichen dafür werden heute schon gestellt.

Warum treibt man diesen enormen Aufwand, und warum investieren führende Internet- und Hardwarefirmen wie Alibaba, Google, Huawei, Microsoft und Tencent jeweils hunderte von Millionen in QC ? Ganz einfach: Weil die Rechenmöglichkeiten mit diesen hyperempfindlichen Teilchen unvorstellbar groß sind.

 

 

 

Damit die Hyperrechner der Zukunft zuverlässig arbeiten können, muss man aber nicht nur die kleinsten Teilchen „zähmen“. Zusätzlich muss eine komplett neue Kette an Produktionsmethoden, Kühlungstechniken, Fehlerkorrekturen, Programmiersprachen und Anwendungssoftware überhaupt erst entstehen.

Am Ende werden Quantencomputer ein eigener Industriezweig sein, in dem irgendwann viel Geld verdient wird. Die Weichen dafür werden heute schon gestellt: Erfinder melden Grundsatzpatente an, Zulieferer entwickeln Komponenten, ohne die ein QC nicht laufen kann. Das Thema ist so heiß, dass es angesichts der politischen Spannungen zwischen den USA, China und der EU QC geradezu als strategisches Kampffeld angesehen wird. Ein gold rush wie im Kalifornien des 19. Jahrhunderts, nur diesmal globalen Ausmaßes.

Die Wette ist dabei, dass die großen Konzerne künftig an den Komponenten von IQM nicht vorbeikommen.

Für eine Privatperson gibt es heute kaum eine Möglichkeit, am Hype teilzunehmen. Selbst ein einzelner Venture-Capital-Investor kann es sich kaum leisten, die zentralen Rechenelemente im Wettkampf mit den Weltkonzernen zu entwickeln. Deshalb haben wir uns mit den MIG-Fonds an IQM beteiligt. Die Wette ist dabei, dass die großen Konzerne künftig an den Komponenten von IQM nicht vorbeikommen. Die Idee ist dieselbe wie vor 150 Jahren: Nicht jeder Goldgräber wurde damals reich, aber die Leute, die den Goldgräbern Äxte und Schaufeln verkauften, machten das Geschäft ihres Lebens!

Und am Ende hilft vielleicht auch, dass es in Finnland, wo die Forscher der IQM sitzen, im Winter so richtig kalt wird – gefühlt ganz knapp über dem absoluten Nullpunkt…

 

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