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Das Potential von KEWAZO

Artem Kuchukov hat einen Masterabschluss in „Advanced Construction and Building Technology“ der TU München, welcher sich vor allem auf die Implementierung von Robotertechnologien in dem Bausektor konzentriert. Er ist Diplom-Ingeneur im Bauingenieurwesen.

Dr. Klaus Feix ist Venture Partner der MIG Verwaltungs AG. Er war mehrere Jahre als Vorstand der börsennotierten Schaltbau Holding AG und der Arri AG sowie als Geschäftsführer der Efficient Energy GmbH tätig. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TH Karlsruhe und verfügt über einen Abschluss als Diplom Wirtschaftsingenieur.

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Herr Kuchukov, KEWAZO schlägt mit Robotik ein neues Kapitel für das Bauhandwerk auf. Was genau haben Sie vor?

AK: Automatisierung und Digitalisierung durchdringen Büros und Fertigungshallen, aber auf den Baustellen tut sich noch sehr wenig. Wir sind die ersten, die hier mit einer Automatisierungslösung antreten. Unser Tool dafür ist die Robotik, unser Startplatz der Gerüstbau. Hier geht es im Grunde um einen einfachen Transportauftrag: 80 oder 120 kg Gerüstmaterial sollen schnell und sicher von unten nach oben und wieder zurückgebracht werden. Das hört sich simpler an als es ist. Robotik hat viel mit Feinmechanik zu tun. Wir bewegen uns jedoch nicht in einer sauberen, trockenen Fabrikhalle, sondern draußen auf der Baustelle. Dort haben wir mit Staub, Feuchtigkeit und Schlag- und Stoßeinwirkungen zu tun, es geht rau zu. Deshalb ist das KEWAZO- Robotiksystem so konzipiert und gebaut, dass es robust und extrem zuverlässig ist. Und einfach bedienbar ist es obendrein.

Welche Vorteile bietet das KEWAZO- System?

AK: Im Gerüstbauhandwerk gibt es viele Probleme. Als erstes das Sicherheitsrisiko – es gibt mehr als 6.000 Unfälle auf Gerüsten in Deutschland pro Jahr. Dann die große Ineffizienz: 80 % der Zeit wird mit Montage verbracht, 60 % der Kosten sind Lohnkosten. Dazu kommt der Fachkräftemangel. Mit unserem Robotik-System bieten wir für jedes dieser Probleme eine deutliche Verbesserung: Wir erzielen ein deutlich höheres Sicherheitsniveau und reduzieren die Unfallrisiken auf ein Minimum. Die Gerüstbaubetriebe sind deutlich schneller beim Gerüstauf- und -abbau – um fast 44 % – und sparen rund ein Drittel der Lohnkosten. Denn mit unserem System können zwei Mitarbeiter die gleiche Arbeit erledigen, die normalerweise in einer Kolonne mit drei Mitarbeitern erledigt wird. Das bedeutet höhere Margen. Wir lösen also viele Probleme auf einmal. Und natürlich bieten wir auch Einweisungen an, damit die Mitarbeiter wissen, wie sie mit unserem System optimal arbeiten können.

Wie ist das KEWAZO-Robotiksystem aufgebaut?

AK: Es gibt 3 Grundkomponenten: das Schienensystem, ein Robotermodul und die Transportplattform. Die Schienen werden über Standard-Verbindungen am herkömmlichen Gerüst befestigt. Das Robotermodul setzt darauf auf. Es ist vertikal und demnächst auch horizontal unterwegs, als Einweg- oder auch Zweiwegsystem, und trägt die eigentliche Transportplattform. Bald wird es möglich sein, mehrere Robotermodule auf einer Baustelle anzubringen, so dass man mit dem Prinzip der Schwarmrobotik arbeiten kann, im Fließbandkonzept. Während ein Modul nach oben liefert, gleiten die anderen schon zurück und holen neues Material. So ist alles im Fluss!

Also geht es auch um Prozessoptimierung?

AK: Ja, es geht darum, alle Abläufe auf der Baustelle zu verbessern. Wir stehen in engem Austausch mit einigen großen Gerüstbaubetrieben und Industriedienstleistern und wissen genau, was unsere Kunden brauchen. KEWAZO ist auch als Dienstleister gefordert. In Zukunft noch mehr. Wir werden beraten beim Aufbau und empfehlen, welche Konfiguration für die jeweilige Fassade und Aufgabenstellung am besten ist. 2017 haben wir auf dem Hagener Gerüst-Forum ausgestellt, mit mehr als 3.000 Fachbesuchern vor Ort. Ich glaube, die meisten davon waren auf unserem Stand und konnten sich persönlich davon überzeugen, wie praxisorientiert das KEWAZO-System ist. Das Interesse war sehr groß – und wir können liefern: Ab Anfang nächsten Jahres werden Sie die ersten KEWAZO-Systeme an Fassaden herumklettern sehen!

»Wir lösen also viele Probleme auf einmal.«

Herr Dr. Feix, als Portfoliomanager der MIG AG begleiten Sie das Unternehmen KEWAZO in einer sehr frühen Phase: Worauf kam es dabei an und wie geht es weiter?

KF: Wir können mit unserer Erfahrung viel Hilfestellung bei der Markteinführung und dem organisatorischen Aufbau geben. Das KEWAZO Team hat bereits einen bemerkenswert hohen Reifegrad und einen starken, positiven Willen, zu lernen und sich zu verbessern. Auf dieser Basis hat sich eine intensive Zusammenarbeit schnell etabliert und bewährt. Bei einem jungen Unternehmen wie KEWAZO ist es wichtig, von vorne herein die richtigen Schwerpunkte zu setzen und das Fundament tragfähig zu bauen.

Dazu gehören z. B. eine intelligente Patentstrategie und die Auswahl der ersten Kunden bzw. Referenzen. Hier zeigt sich besonders gut, wie junger Unternehmergeist und mehrjährige Erfahrung zusammenspielen. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahresende einige produktive Piloten im Einsatz bei potentiellen Kunden sehen werden. Im Frühjahr 2019 ist ein erster Messeauftritt auf der bauma in München geplant. Die willkommene Chance, alle maßgeblichen Spieler dieses Marktes zu erreichen und zu beeindrucken.

» Wir sehen für KEWAZO
große Potentiale in der
Erleichterung konventioneller Aufgabenstellungen und auch im Bereich intelligenter
Datenanalyse. «

Von welchem Marktvolumen gehen Sie in Deutschland aus?

KF: KEWAZO adressiert allein im Gerüstbau in Deutschland einen Markt von ca. 400 bis 600 Mio. € p.a. – weltweit gehen wir von einem Marktvolumen bis zu 23 Mrd. € aus, was allein die Auf- und Abbauleistung von Gerüsten betrifft. Der Bedarf an Transportsystemen in und an hohen Gebäuden mit unterschiedlichsten Aufgabenstellungen ist enorm. Aber der intelligente Bauroboter kann weit mehr. Wir sehen für KEWAZO große Potentiale in der Erleichterung konventioneller Aufgabenstellungen und auch im Bereich intelligenter Datenanalyse. Ein großartiges Investment!

 

Herr Kuchukov und Herr Dr. Feix, vielen Dank für das Gespräch!

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