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Digitalisierung investieren

Weshalb wir in digitale Geschäftsmodelle investieren

Ein Beitrag von Dr. Oliver Kahl
Principal der MIG Capital AG

Wir entdecken täglich aufs Neue, was die digitale Welt für uns bereithält. Dabei ist die Digitalisierung inzwischen ein nur schwer greifbarer Begriff geworden, weil eine so große Vielzahl von unterschiedlichen Anwendungsbereichen darunter vereint sind. So bedeutet er beispielsweise den Einsatz digitaler Mittel (Hardware und Software), um eine Transparenz in Prozesse zu bringen, die zuvor nicht dagewesen ist. Diese Transparenz ergibt sich aus Daten, die digitale Mittel generieren, und den Informationen, die man aus diesen Daten ableiten kann. Diese Informationen können wiederum dafür verwendet werden, Arbeitsprozesse zu verbessern und die Produktivität zu steigern.

 

Ein Bereich, in dem es besonders schwierig ist, Prozesse zu digitalisieren, ist die manuelle Arbeit. Während Maschinen vergleichsweise einfach mit einer Schnittstelle zu versehen sind, um Daten über die Maschine und ihre Arbeit zu erhalten, funktioniert dies beim Menschen, der händisch Arbeit verrichtet, nicht so einfach. In diesem komplexen und innovativen Bereich haben die MIG Fonds kürzlich eine Erstinvestition unternommen: in Inbolt.

 

Inbolt hat ein Kamerasystem entwickelt, das an verschiedenen Werkzeugen wie etwa Drehmomentschlüsseln befestigt werden kann, um ein digitales Abbild des Arbeitsprozesses zu generieren. Man spricht auch gerne vom digitalen Zwilling. Das Kamerasystem erkennt das Bauteil und die ausgeführten Arbeitsschritte in Echtzeit, während sie durchgeführt werden. Der so entstehende digitale Zwilling kann nun genutzt werden, um der Arbeitskraft Hilfestellungen zu bieten.

 

Inbolt und German Bionic digitalisieren manuelle Arbeit

 

Ein konkretes Beispiel für Inbolts Kamera ist das Zusammensetzen von komplexen Bauteilen wie Motoren in der Automobilindustrie oder Rotoren für Helikopter. Inbolts System erkennt den Prozess und kann der Arbeitskraft wortwörtlich mitteilen, welche Schraube als nächstes in welches Loch gehört und mit welchem Drehmoment sie angezogen werden muss. Gleichermaßen wird erkannt, wenn fälschlicherweise die Schraube in das falsche Loch gesetzt wird, sodass die Arbeitskraft auf Fehler aufmerksam gemacht wird, und sie so verhindert. Die gezielte Anleitung im Prozess steigert die Produktivität, die Fehlererkennung und damit die Qualität. Die dabei erzeugten Daten können verwendet werden, um den Prozess als solches zu analysieren und gegebenenfalls zu verbessern.

 

Die Digitalisierung ist ein Mega-Trend, der von Produktivitätssteigerungen bis zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen enorme Chancen bietet – und für uns viel Potential für attraktive Investments.

 

Fallbeispiel zwei: Es gibt viele manuelle Tätigkeiten, die auch heute noch komplett händisch, ohne den Einsatz von Werkzeugen verlaufen. Etwa in der Logistik, wo kleinteiliges Stückgut verteilt und verladen werden muss. Diese Arbeit wird meist komplett von Menschen verrichtet. Beispiele sind das Bestücken von Lagern in Supermärkten oder das Umladen von Reisegepäck an Flughäfen. Hier bietet ein anderes Unternehmen aus dem MIG Portfolio eine Lösung: die German Bionic hat ein sogenanntes Exoskelett entwickelt, das am Körper wie ein Rucksack mit Beinschlaufen getragen wird und aktiv Hebebewegungen unterstützt. Ein 30 kg schwerer Koffer fühlt sich durch die aktiv-motorisierte Unterstützung des Exoskeletts nur noch so an, als würde er 5 kg wiegen; oder die 20 kg schwere Getränkekiste beinahe wie eine leere.

 

Warum MIG Fonds in Digitalisierung investieren

 

Die Unterstützung beim Heben ist ein immenser ergonomischer Gewinn für die Arbeitskräfte: es unterstützt gegen muskuläre Ermüdung, beugt Fehlhaltungen und letztlich Verletzungen vor. Das alleine digitalisiert den Prozess aber noch nicht. German Bionic generiert jede Menge Daten über die Hebeprozesse und generell die Bewegungen der eingesetzten Exoskelette und ihrer Träger. Diese Daten können wiederum ausgewertet werden, um die Prozesse hinsichtlich gesundheitlicher Risiken weiter zu verbessern. Letztlich kommt eine solche Verbesserung den Arbeitskräften selbst und ihrer Gesundheit zugute; aber auch dem Unternehmen, das sie beschäftigt, da krankheitsbedingte Ausfälle und vorübergehende oder gar permanente Arbeitsunfähigkeit reduziert werden.

 

Dass manuelle Arbeit ein immens großer Bestandteil jeglicher Wertschöpfung ist, fand eine Studie von A.T. Kearney heraus. 72 Prozent aller Aufgaben in einer durchschnittlichen Fabrik werden von Menschen durchgeführt.

 

Geschäftsmodelle von MIG-Beteiligungsunternehmen wie Inbolt und German Bionic besitzen also einen erheblichen Hebel. Die Digitalisierung ist ein Mega-Trend, der von Produktivitätssteigerungen bis zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen enorme Chancen bietet – und für uns viel Potential für attraktive Investments. Auch weitere junge Unternehmen im MIG Portfolio wie etwa die NavVis oder die GWA Hygiene sind beteiligt, um in Deutschland den digitalen Wandel voranzutreiben.

5. Mai 2022 | Foto: German Bionic

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