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Deutschland wird besser als andere Länder aus der Krise kommen

Ein Kommentar von Michael Motschmann, General Partner der MIG AG

Langsam kehren wir wieder zurück zu einer gewissen Normalität. Die Produktion in den Fabriken wird zumindest teilweise wieder hochgefahren. Läden und Städte beleben sich langsam und auch die Zeit, in der wir ausschließlich im Homeoffice arbeiten, wird bald vorbei sein. Auch wenn der Lockup noch eine Weile dauern wird: Es gibt Licht am Ende des Tunnels.

 

Zudem ist Optimismus bei der Frage realistisch, wie die deutsche Wirtschaft im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften aus der Corona-Krise kommen wird.

Auch wenn die Kosten der Krisenbewältigung uns lange beschäftigen werden, gibt es eine Reihe von Faktoren, die positiv stimmen.

Erstens: Unser Gesundheitswesen hat sich als krisenresistent erwiesen. Wir kamen im Gegensatz zu vielen anderen Industrieländern bislang nicht an die Kapazitätsgrenzen in den Intensivstationen der Krankenhäuser. Ein Hochfahren von Wirtschaft und Gesellschaft wird jedoch nur jenen Ländern gelingen, die die Covid-19 Erkrankung halbwegs im Griff haben. Alle Zahlen weisen darauf hin, dass dies in Deutschland der Fall ist.

 

Zweitens: Die meisten deutschen Unternehmen haben in den vergangenen guten Jahren Reserven aufbauen, die sie jetzt stabilisieren. Auch wenn dies nicht für alle Sektoren gilt: Viele Firmen werden auch ohne staatliche Unterstützung durchkommen, sofern der Lockup nicht zu lange dauert.

 

Drittens: Die deutsche Unternehmenskultur hilft. Der Schulterschluss zwischen Firmenleitung und Angestellten ist viel größer als in anderen Ländern. Die meisten Unternehmen entlassen nicht sofort die Mitarbeiter und versuchen, die Probleme auf deren Rücken auszutragen. Der Zusammenhalt funktioniert. Dieses stärkere Vertrauen hilft dann beim Restart in der Post-Corona-Zeit.

 

Viertens: Wir verfügen im Durchschnitt über einen hohen Ausbildungsgrad der Mitarbeiter. Diese Kompetenzen werden gerade beim Hochfahren komplexer Systeme von Bedeutung sein, was viele richtige Entscheidungen vor Ort nötig macht. Und auch die bisherigen Erfahrungen in Homeoffices und Betrieben belegen, dass viele Manager und Mitarbeiter schnell in den Krisenmodus umgeschaltet haben. Nach einer kurzen Phase der Anpassung agieren die meisten Menschen seit Wochen mit Verstand und haben sich auf die neuen Herausforderungen gut eingestellt. Neben dem akuten Krisenmanagement werden schon jetzt wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Was lässt sich strategisch und strukturell verbessern? Wo warten neue Chancen? Wie können wir gezielt in die Digitalisierung investieren? So denken die Unternehmen, die als Gewinner aus der Krise hervorgehen werden.

 

Fünftens: Für Zuversicht spricht auch, wie die Politik gehandelt hat. Bundesregierung und Bundesländer haben in großem Umfang und äußerst schnell Rettungsschirme aufgespannt. Es werden nicht alle Firmen gerettet werden, aber vermutlich mehr als in anderen Ländern.

 

Sechstens: In keinem westlichen Industrieland ist die Staatsschuldenquote so niedrig wie in Deutschland. Das gibt der Finanzpolitik Spielräume, um den Worten nun auch Taten folgen zu lassen. Bei aller Kritik im Detail: Auch die deutsche Bürokratie wird im Stande sein, die Hilfen für Unternehmen und Selbständige zu organisieren.

 

Siebtens: Bei den staatlichen Hilfen darf eine wichtige Aufgabe nicht übersehen werden: Die Pflege der Start-up Szene. Gerade die jungen Unternehmen sind es, die den Wandel in der Industrie und wichtige Fragen des Gesundheitssektor adressieren. Gerade in der Post-Corona-Zeit werden die Start-ups die deutsche Volkswirtschaft nach vorne bringen.

 

Achtens: Und zuletzt sollten wir nicht vergessen, wie Deutschland mit Disziplin und Besonnenheit durch die letzte Rezession 2008/09 gesteuert ist. Kein anderes europäisches Land hatte nach so kurzer Zeit die Umsatzeinbrüche der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder aufgeholt und konnte so in eine zehnjährige Wachstumsphase starten, von der wir derzeit zehren.

 

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