Menü
Mig Fonds APK Recycling

Alles auf Anfang

335 Millionen Tonnen Kunststoff werden weltweit pro Jahr hergestellt. Mindestens ein Zehntel davon landet als Müll in der Umwelt. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist bisher nicht in Sicht. Denn gerade Verpackungsmüll ist schwer recycelbar. Das Merseburger Unternehmen APK hat ein Verfahren zur vollständigen Wiederaufbereitung von Mischkunststoffen entwickelt, das große Hoffnungen weckt, bei Herstellern, Kunden – und Umweltschützern: Aus 12.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr werden wieder 8.000 Tonnen
neuwertiges Kunststoff-Granulat.

[gap]

Die Zeit scheint mehr als reif

Weite Teile unserer Ozeane tragen heute 6-mal mehr Plastik als Plankton in sich – und über die Nahrungskette kommt das Mikroplastik wieder zurück auf unseren Teller. Der pazifische Müllstrudel ist fünfmal so groß wie Deutschland. Viele Initiativen zur Rettung der Meere sind entstanden. Eine der größten ist „The Ocean Cleanup“, ins Leben gerufen von Boyan Slat, einem jungen Niederländer, der eine riesige Meeressäuberungsanlage entwickelte, die ihren Test in der Nordsee bestanden hat und noch in diesem Jahr im Pazifik eingesetzt werden soll. So wichtig und begrüßenswert solche Engagements sind, sie behandeln das Problem – den Müll, aber nicht die Ursache. Erst wenn Kunststoffe vollständig und wirtschaftlich recycelbar sind, werden sich die Müllmengen spürbar verringern.

Neue Recycling-Technologien sind also dringend gesucht.

[ux_image_box img=“557″ image_width=“50″] [/ux_image_box]

Den Kunststoffkreislauf schließen

Das Unternehmen APK aus Merseburg bei Leipzig geht schon mal voraus. Mike Kaina, Vorstand Produktion & Technik und seit über 20 Jahren in der Recyclingbranche tätig, kam vor zwei Jahren zu APK, weil hier etwas ganz Neues begann: „Im Prinzip lassen sich Kunststoffe so gut wie kaum ein anderer Werkstoff nach der Nutzung verwerten – ob als Rohstoff oder Werkstoff oder eben auf thermische Art. Den Kunststoff aber wieder in die Form zurückzubringen, in der er am Anfang war, ist komplizierter, weil es viele verschiedene Kunststoffarten gibt. Und genau das machen wir.“

Den Plastikmüll also einschmelzen und neu gießen? Wenn´s so einfach wäre. Schon die sechs wirtschaftlich bedeutendsten Polymere sind sehr unterschiedlich aufgebaut und im Recycling nicht allzu gut miteinander verträglich. Besonders schwierig wird es bei Mehrschichtfolien (Multi-Layer), wie sie als Lebensmittelverpackungen im Einsatz sind. Sie sind bisher sehr schwer oder gar nicht zu recyceln. Dabei ist es hier am dringlichsten: Gerade Verpackungsmaterialien werden häufig noch im  Jahr ihrer Herstellung  zu Müll.

[gap] [ux_image_box img=“466″]

Kunststoffmischung & Compounds
aus Pre- & Post-Consumer-Kunststoffabfällen

[/ux_image_box]

Vollkommen neue Verfahrenstechnologie

Das APK AG hat nun ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt, das aus flexiblen Kunststoff-Abfällen mit Multi-Layer-Aufbau wieder saubere und sortenreine Polymer-Regranulate herstellen kann. In großer Menge und hoher Reinheit, auf dem Qualitätsniveau der Neuware. Dieses mehrfach patentierte Newcycling®-Verfahren stellt Kunststoff-Regranulate mit deutlich geringerem Energieeinsatz und zu geringeren Kosten bereit, als es bei der Neuproduktion von Kunststoffen aus Erdöl der Fall ist. Es kann also zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden.

Das Verfahren von APK hat die Testphase bereits erfolgreich bestanden. Derzeit wird das Werk, in dem bisher noch in konventionellem Recycling Kunststoff-Flakes gewonnen wurden (sogenannte Reyzklate), mit einer Investition von 20 Mio. € um- und ausgebaut. Hier beginnt ab Ende 2018 das New-cycling von Post-Industry-Kunststoffabfällen in industriellem Maßstab. Ein zweites Werk, das auch Post-Consumer-Kunststoffabfälle aufbereiten kann, ist bereits in Planung und soll Anfang 2021 an den Start gehen. In naher Zukunft werden zusammen mit Partnern weitere neue Werke entstehen – in Europa und voraussichtlich auch in Südostasien.

» Wenn Sie heute Verpackungssysteme anschauen, dann sind diese immer komplexer aufgebaut – zum Beispiel mehrschichtige Folien. Je komplexer das System, desto schwieriger ist es, diese im Nachhinein zu
recyceln. «

Thomas Probst,
vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE)

Vorsprung gegenüber konventionellem Recycling

Rezyklate aus gemischten Kunststoff-Abfällen werden heute schon mit konventionellen Recycling gewonnen. Die Qualität dieser Rezyklate eignet sich jedoch meist nur für minderwertige und weniger nachgefragte Anwendungen, aber nicht für die Wiederverarbeitung zu den hochwertigen Ursprungsprodukten. Und schon gar nicht für hochwertige Verpackungen, wie sie für Lebensmittel oder Wasch- und Reinigungsmittel verwendet werden. Dafür braucht es Regranulate.

Ein erster Schritt, um die Welt zu retten

Wer hochwertige Kunststoffe bis zum Ausgangsprodukt aufbereiten kann, dem stehen alle Märkte offen. Bislang werden nur 10 % der Kunststoffverpackungen weltweit recycelt. In vielen Ländern mangelt es jedoch schon an der Infrastruktur zur Sammlung und Sortierung: Und in Sachen Plastikmüll steht auch Recycling-Spitzenreiter Deutschland ziemlich am Anfang. „Bei Kunststoff herrscht deutlicher Nachholbedarf, wenn es um die stoffliche Verwertung geht“, sagt Matthias Franke vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik.

» Sich bereits in der Welt befindliches Plastik sollte möglichst lang und mehrfach
genutzt werden. «

Udo Holtkamp,
Jurymitglied des jährlich vergebenen Recycling-Designpreises

 

Solange der Kreislauf nicht geschlossen wird, sammelt sich weiter Plastikmüll an. PET-Flaschen, Yoghurtbecher, Frischhaltefolien, Coffee-to-go-Becher und vieles mehr, was unsere moderne Lebensart mit sich bringt. Die EU erstickt im Plastikmüll und verkauft große Mengen davon ins Ausland – bisher. China nimmt jedoch keinen Kunststoffmüll mehr an, weil es längst selbst genügend hat.

Das ist die Chance, endlich mehr Recyclingkapazitäten in Europa aufzubauen und neue Technologien wie das Newcycling®-Verfahren einzusetzen.

Kunststoff-Hersteller und Markenartikler sind jetzt gefordert, umzudenken. Helfen könnten die steigenden Erdölpreise. Denn Kunststoffe werden aus Erdöl hergestellt. Und je teurer das Erdöl wird, desto mehr lohnt sich die Verwendung von Regranulaten.

[ux_image_box img=“560″ image_width=“50″] [/ux_image_box]

WEITERE THEMEN FÜR SIE

Ähnliche Artikel

Alle News